Wohnen statt Gärten am Rebstock?

Direktor des Regionalverbands schlägt Ersatz für geplanten neuen Stadtteil an der A5 vor

Frankfurter Rundschau, 03. September 2020 - Der Direktor des Regionalverbands Frankfurt-RheinMain, Thomas Horn, glaubt nicht, dass der neue Stadtteil im Frankfurter Nordwesten beidseits der A5 in voller Größe kommen wird. Er regte bei einer Veranstaltung der Römer-CDU an, Kleingärten aus dem Rebstockgelände an die Autobahn zu verlagern, wo der neue Stadtteil entstehen soll, und dafür auf dem Rebstock 12 000 Wohnungen zu bauen.
„Das dürfte kein Problem sein“, so der Christdemokrat, der lange Jahre Bürgermeister von Kelkheim war. „Hingegen müsste die Josefstadt im regionalen Flächennutzungsplan ausgewiesen werden.“ Der neue Flächennutzungsplan liege frühestens 2026 vor. Schon jetzt seien die Kommunen von allen Seiten eingeschränkt. Naturschutz, Lärmschutz, nicht zuletzt auch Bürgerbegehren, die alle Planungen für Wohnungsbau im letzten Moment kippen könnten. Horn schlägt daher vor, Bürgerbegehren und Bürgerentscheid für zehn Jahre auszusetzen–bis die schlimmste Wohnungsnot im Rhein-MainGebiet gelindert sei. Bei dem Projekt neuer Stadtteil gebe es „die Autobahn, die verbreitert werden muss, es gibt die Stromtrassen mit bis zu 400 Metern Abstand zur Wohnbebauung“, so Horn. „Dort könnte man die Rechenzentren entlang der Autobahn bauen, als Lärmschutz, und dahinter, nach Frankfurt zu, ein Gewerbegebiet.“ Oder-eine alte Idee, die die Stadt Frankfurt strikt ablehnt – man könnte den Zoo dorthin verlagern. Oder eben die Kleingärten. Ein Wohngebiet auf dem Rebstock-Gelände sei groß genug für die in dem Stadtteil anvisierten 30 000 Bewohner, sei möglich, wenn die Kleingärtner an den Stadtrand auswichen. „Natürlich muss man den Leuten etwas bieten. Sie müssen dann günstige Wohnungen auf dem Rebstock bekommen können. Oder ihre erwachsenen Kinder.“ Die Kleingärten an der A5 könnten größer sein als die bestehenden Parzellen, und die Stadt müsse die Kosten tragen. Widerstand müsse man nicht fürchten, wenn man den Pächtern etwas biete: „Es wird eine Win-win-Situation“, findet Horn. „Grundsätzlich können wir über alles reden“, sagt Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef (SPD) zu dem Vorschlag: „Es wäre aber schön, wenn man mit uns reden würde.“ Er wirft Horn vor, über Bande zu spielen: „Man kann jede Woche einen neuen Vorschlag machen und damit laufende Planungen chaotisieren.“ Mark Gellert, Sprecher im Planungsdezernat, räumte ein: „Auf den ersten Blick wäre es charmant, das Rebstockgelände komplett zu bebauen.“ Bei genauer Betrachtung sehe es aber anders aus: „Es gibt im Rebstock auch eine Autobahn, und es gibt dort auch Stromtrassen.“ „Wir haben von der Stadtverordnetenversammlung den Auftrag, ein Wohngebiet im Nordwesten zu prüfen, und genau das tun wir.“

VON THOMA S J. SCHMIDT 

Lesen sie hierzu bitte auch die Diskussion in der Frankfurter Sektion des "Deutschen Architekurforum" ab Beitrag Nr. 86:

https://www.deutsches-architekturforum.de/thread/13290-neuer-stadtteil-im-nordwesten-geplant/?pageNo=5