Frankfurt am Main, 8. Januar 2016 - Anlässlich der am Samstag stattfindenden jährlichen Meisterfeier der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main in der Paulskirche weist die CDU-Fraktion im Römer auf die Bedeutung des Meisterbriefs für die Fachkräftesicherung und als Qualitätsnachweis für den Verbraucher hin.
Christiane Loizides, Vorsitzende der CDU Dornbusch „Der Meisterbrief ist Gütesiegel und Eckpfeiler des deutschen Handwerks. Aus Kundensicht ist er ein wesentliches Qualitätsmerkmal für die zu erbringende Dienstleistung, als Basis für das duale Ausbildungssystem hat er Vorbildfunktion in- und außerhalb Europas“, sagte Christiane Loizides, Vorsitzende des Arbeitskreises Wirtschaft der CDU-Fraktion, der sich vor Weihnachten mit dem Präsidenten der Frankfurter Handwerkskammer, Bernd Ehinger, zu einem Meinungsaustausch über den Stellenwert des Meisterbriefs getroffen hat. Hintergrund ist das laufende Evaluierungsverfahren durch die Europäische Union (EU). In Brüssel besteht die Befürchtung, das Erfordernis des Meisterbriefes in der deutschen Handwerksordnung könne ein Hemmnis für die Freizügigkeit im Dienstleistungsverkehr des EU-Binnenmarktes darstellen.
Das Anhörungsverfahren der Europäischen Kommission soll bis Mitte Februar abgeschlossen sein, wann das Ergebnis bekannt gegeben wird, ist noch nicht bekannt. In dem Gespräch mit Präsident Ehinger wurde einmal mehr deutlich, wie sehr der Meisterbrief die Grundlage für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen im Handwerk ist.
„Die Ausbildungsquote im deutschen Handwerk ist, an der Zahl aller Beschäftigten gemessen, mit acht Prozent mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Allein im Kammerbezirk Frankfurt-Rhein-Main ist die Zahl der ‚Azubis‘ von 9.733 im Jahr 2013 auf 10.083 im Jahr 2015 gestiegen. 95 Prozent dieser Jugendlichen fanden ihren Ausbildungsplatz in den Handwerksbetrieben, die die Meisterpflicht nach der Deregulierung im Jahre 2004 beibehalten haben. Damit ist klar: das Handwerk eröffnet wie keine zweite Branche in der deutschen Wirtschaft berufliche Perspektiven“, so Loizides.
Nicht immer führe der Königsweg zu einem gelingenden beruflichen Lebensweg über die Universität. „Das vielfältige Handwerk bietet offensichtlich spannende und individuelle Aussichten für Berufsanfänger. Auch die Verdienstmöglichkeiten sind gut. Wir brauchen mehr Junghandwerker, um dem Fachkräftemangel in Deutschland zu begegnen und den Trend zur Akademisierung der Berufswelt umzukehren“, so Loizides, die ganz besonders auf die im europäischen Vergleich großen Erfolge der dualen Ausbildung verwies. „Die geringe Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland von sieben Prozent gegenüber 21 Prozent im europäischen Durchschnitt hat viel mit dem bewährten dualen System zu tun. Nicht der Staat, sondern die Betriebe machen die Ausbildung:
Praxiserfahrung von Anfang an. Ein phantastisches Modell, das in Europa und sogar weltweit immer mehr Schule macht“. Dass die Ausbildung in Deutschland mit dem dualen Ausbildungssystem funktioniere, werde auch von Brüssel anerkannt, so Präsident Ehinger.
Um deutlich zu machen, wie sehr Meisterberufe und duales Ausbildungssystem auch international gefragt sind, verwies Ehinger im Gespräch mit der CDU-Fraktion beispielsweise auf die Kooperationsvereinbarung des Landes Hessen mit der spanischen Hauptstadt Madrid, in der an einer anerkannten deutschen Auslandsberufsschule mit Lehrkräften aus Hessen seit 2013 das duale
Ausbildungssystem in einem spanischsprachigen Schulzweig eingeführt wurde. Erst kürzlich seien in Madrid rund 3.000 duale Ausbildungsverträge unterzeichnet worden.
Beispielhaft sei auch die seit 2006 geführte Kooperation der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main mit der äthiopischen Handelskammer ECCSA. Durch Einführung des Kammersystems mit heute 9.000 Mitgliedsbetrieben und die Entsendung von Handwerksmeistern zur Ausbildung vor Ort, etwa im Schneider- oder Schweißerberuf, sind die Organisationsstrukturen und Abläufe in der Wirtschaft dieses
Entwicklungslandes entscheidend verbessert worden, berichtete Präsident Ehinger den CDU-Stadtverordneten.
Nach alledem ist für die CDU-Fraktion die aktuelle Absicht der EU-Kommission, alle reglementierten Berufe im Interesse einer weiteren Liberalisierung erneut zu überprüfen, sehr kritisch zu sehen. „Denn in Deutschland sind nicht die 52 zulassungsfreien Berufe im Handwerk die Ausbildungsbetriebe, sondern mit rund 95 Prozent die 41 noch verbliebenen zulassungspflichtigen Gewerke, nämlich die Meisterbetriebe. In den Gewerken, in denen der verpflichtende Meisterbrief 2004 abgeschafft wurde, ist die Ausbildungsleistung seitdem um über 20 Prozent gesunken“, erläuterte Loizides.
So gehe beispielsweise die Ausbildungsquote im Fliesenlegergewerbe mittlerweile gegen Null, die Zahl der Sachverständigengutachten in dieser Branche sei hingegen deutlich angestiegen. „Für die Verbraucher sind das keine guten Nachrichten“, so Loizides. „Es ist daher nicht einzusehen, dass die Kommission unser duales System als mustergültig lobt, es anderen Mitgliedstaaten im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit sogar empfiehlt und gleichzeitig unseren Meisterbrief als Hemmnis für den Binnenmarkt
scharf attackiert. Wer den Meisterbrief in Frage stellt, zündelt an unserem erfolgreichen Ausbildungssystem, raubt jungen Menschen Beschäftigungsperspektiven und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes“.
Deshalb komme es für die CDU darauf an, das duale Ausbildungssystem und seine tragenden Strukturen zu stärken. „Wir begrüßen daher das klare Bekenntnis von Bundesregierung und Bundesrat zum Meisterbrief. Wenn aber die Handwerksordnung noch einmal auf den Prüfstand soll, dann muss es
das Ziel sein, die Zahl der Meisterberufe wieder zu erhöhen“, so Loizides abschließend.