Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2019 - Die CDU-Fraktion im Römer wirft Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) vor, sich nicht genug für die Berufsschulen einzusetzen.
Der lange angekündigte SchulentwicklungsplanB, der die Zukunft der beruflichen Bildung in Frankfurt regeln soll, liege noch immer nicht vor. Eine stadtweit abgestimmte Bedarfsanalyse und eine daraus abgeleitete Planung seien jedoch dringend nötig – unter anderem, weil die Standortsuche für Neubauten immer schwieriger werde und auch Umbauten von Bestandsgebäuden lange Vorlaufzeiten hätten. Die Stadt könne sich nicht mit der florierenden Wirtschaft schmücken, zugleich aber die Berufsschulen bei Standortplanungen hintanstellen.
Ein Partizipationsverfahren für den SchulentwicklungsplanB hatte unter reger Beteiligung der 16 beruflichen Schulen und der Wirtschaft Ende 2016 begonnen und war ein Jahr später beendet worden. Unter anderem wurde empfohlen, die zunehmende Zahl von Berufsschülern durch eine stärkere Zusammenarbeit der beruflichen Schulen untereinander, eine teils veränderte Zuordnung von Bildungsgängen und mindestens zwei neue Standorte zu bewältigen. Weber hatte seinerzeit angekündigt, auf Grundlage der Empfehlungen bis Ende 2017 einen Entwurf für den Schulentwicklungsplan vorzulegen, der dann bis zum Sommer 2018 beschlossen und vom Kultusministerium hätte genehmigt werden können.
Als Beispiel für die Dringlichkeit der Planung nennen Sabine Fischer, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, und ihre für Wirtschaftspolitik zuständige Kollegin Christiane Loizides die Berta-Jourdan-Schule im Nordend, an der etwa 1800Nachwuchskräfte für die Branchen Sozialpädagogik, Heilerziehung, Gastronomie und Pflege ausgebildet werden, darunter 900 angehende Erzieher. Angesichts des Bedarfs in den Kindertagesstätten würden diese Mitarbeiter dringend gebraucht. Allerdings stehe die Berta-Jourdan-Schule, die während der vergangenen 25Jahre auf das Dreifache gewachsen sei, trotz Ausbaus und Teilverlagerung in Dependancen am Rand ihrer Kapazitäten.
Loizides lobt die von Weber initiierte Einbindung von Vertretern der Schulen und der Wirtschaft in die Vorbereitung des Schulentwicklungsplans. „Seitdem herrscht aber Funkstille“, sagt Loizides. „Die Zeit läuft uns langsam davon.“ Der IHK-Fachkräftemonitor habe gezeigt, dass in den Betrieben des Frankfurter Kammerbezirks rund 71000Fachkräfte fehlten. Das wirke sich auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus. Die Stadt müsse die Attraktivität der beruflichen Ausbildung auf mehreren Ebenen verbessern. Außer durch die bauliche Modernisierung von Berufsschulen und eine technische Ausstattung, die der voranschreitenden Digitalisierung in den Betrieben entspreche, könne dies zum Beispiel auch geschehen, indem die Stadt den künftigen Fachkräften günstige Wohnheimplätze anbiete.